Samstag, 13. Mai 2017
Einfach mal machen
"Ihr Deutschen steht euch ja immer im Weg, anstatt einfach mal zu machen und so, immer nur daran denken, was alles nicht klappen kann, blablabla..."
Ich zitiere hier frei und absolut unrassistisch einen gebürtigen Nicht-Deutschen, von dem ich in meinem kleinen, bescheidenen Leben tatsächlich eine Menge gelernt habe - doch nicht immer das, was er mir Tolles beibringen wollte, im Gegenteil. Fast ausschließlich nur an Negativbeispielen, die sich erst hinterher und mit genügend Abstand als lehrreich herausstellten. Im ersten Moment taten sie leider immer nur tierisch weh. In meinem Schildkrötentempo, in dem ich meine Lebenserfahrungen manchmal mache, hab ich mir einige Male auf diese Weise sehr, sehr weh getan.

Vertiefen wir das mal ganz bewusst nicht an dieser Stelle.

Ich sagte gerade zu meinen liebsten Kolleginnen, als ich mich ganz tierisch über eines dieser Projekte von besagtem Typen aufregen musste, über die ich im Moment leider immer wieder stolpere: "Ich gebe zu, ich bin ein bisschen neidisch." Aber sobald ich das zugebe, verschwindet der Neid wieder. Dann bleibt nur noch Erleichterung. Das ich in diesem FCK Projekt nicht mit drin stecke.

Worüber ich gerade rede?
Über Müll. Ganz großen FCK Müll, den keiner braucht. Oder sagen wir lieber: Den ich nicht brauche. Weil er nicht gut ist, weil er nicht durchdacht und authentisch ist, weil er einfach mal gemacht ist.

Eines möchte ich ganz, ganz klarstellen: Ich finde es gut, Sachen einfach mal zu machen! So Zeug rausschmeißen, Küche oder Bad alle drei Monate mal putzen, schreiend durch den Wald rennen und arme kleine Schildkröten erschrecken und so. Aber wenn ich etwas wirklich Professionelles erschaffen will, mich als Künstler wirklich von den Wünstlern abheben will, dann muss ich mich auf meinen Arsch setzen und büffeln, büffeln, büffeln, planen, verwerfen, planen, verwerfen, planen, üben, üben, und nochmals üben, bis irgendwann das Ergebnis steht, von dem ich drei Wochen später immer noch sage: "Ja, das ist es!"

Oje, so viel Fettgedrucktes. So viel Wut, Frust, Neid und Schildkrötenfürze.

Wut, weil ich mir tatsächlich immer etwas selbst im Weg stehe. Da hat mein spezieller Freund tatsächlich recht. Allerdings hat er keine Ahnung, was das für ein Weg ist - er ist nicht in der Lage, den überhaupt wahrzunehmen, doch das nur am Rande.
Frust, weil meine Wut gerade dafür reicht, einen Blogeintrag zu schreiben. Dann ist sie verbraucht, und ich kann mit ihrer Hilfe leider kein wahnsinnig kreatives Produkt erschaffen, sondern gehe gleich ins Bett, falle für neun Stunden ins Koma und bin morgen früh doch wieder unausgeschlafen. Mit Milliarden von unvollendeten Gedanken in meinem gewundenen Denkorgan, die in den Windungen für Verstopfungen sorgen.
Neid, weil ich eben trotzdem am liebsten einfach an der Hand genommen, auf die Bühne gestellt und mit Glitzer beworfen werden würde. Von irgend jemandem, der Verantwortung und Energie und Glauben an mich aufbringt und mich anfeuert.

Hätte dem Typen doch in den Arsch kriechen sollen, dann hätte er sein Projekt vielleicht mit mir gemacht und nicht mit wem anders.
Aber dann würde ich mich heute so anhören wie die sprichwörtliche Schildkröte in einem Pita-Brot. Und das will ich nicht. Wer will das schon!
Neeee... lieber weiter ausmisten. Den richtigen Weg mit der Machete freilegen. Die Schildkröte auf Kurs ins Licht setzen.

Einfach mal machen!
Auf meine Weise.

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